Die Zeeuwse Schouw (Zeeländische Schouw) ist ein Bootstyp, der in den Niederlanden sehr verbreitet ist und seit ca. 30 Jahren eine Renaissance erlebt. Es ist ein Plattbodenschiff, das also statt eines Kiel eine Stahlplatte am Schiffsboden hat – Vorteile: Das Boot hat einen geringen Tiefgang (0,55 m), kann somit auch bei wenig Wasser noch fahren; und: man kann damit überall im Watt problemlos trockenfallen.
Nachteil: Es ist schwieriger zu steuern, da es schnell abtreibt; beim Segeln am Wind benötigt man ein Seitenschwert, um nicht vom Winde (zur Seite) verweht zu werden. Zudem geht eine Zeeschouw nicht sehr geschmeidig durch die Welle, was das Fahren bzw. Segeln bei mehr Wellengang mitunter zu einer Dauerduschangelegenheit werden lässt.
Eine Zeeschouw hat ein Gaffelsegel und als zweites Vorsegel einen Klüver, der bei weniger Wind, der nicht von vorn kommt, gefahren werden kann. Es wirkt zu Anfang ein bisschen tüddelig mit Piek- und Klaufall, Hackblock und Nagelbank, Klüverbaumfall, Wasser- und Klüverstag, Stakboomtje.
Das Boot hat weder Logge noch Echolot, d.h. Geschwindigkeit und Wassertiefe lassen sich nicht elektronisch messen und anzeigen. Zu Anfang erscheint es mir regelrecht verwegen, ohne diese Hilfsmittel ins Wattenmeer zu fahren. – Als Eigner eines Kielbootes (wie Blue Peach es ist) ist man doch sehr daran interessiert, immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel zu haben. Denn auf dem Kiel kann ein Boot ja ohne Hilfsmittel nicht stehen.
Segel, Segeln und Seeverhalten
„Immer die Fahrt im Boot halten“ rät Jan Kooijman in seinem Buch „Fahren mit Plattbodenschiffen“. Denn es dauert ansonsten, bis die 4,5 Tonnen wieder in Fahrt kommen. Dann aber macht das Segeln mit Weer en Wind Spaß.
Unterhalb von Tershelling konnte ich in der Abdeckung der Insel bei 5 Windstärken mit dem 2. Reff 5-6 Knoten laufen. Als es dann allerdings zum Ausgang des Schuitengats und in das Seegat „Stortemelk“ mit Wind, Welle und Tidenstrom gegenan geht, muss der Motor mithelfen. Einhand dauern die Wenden aufgrund des Schwerthandings zu lange, um Fahrt über Grund zu machen. Das Leeschwert muss herunter-, das Luvschwert hochgeholt werden. Ohne Winschen ist das eine mühsame und zeitraubende Angelegenheit.
Bei Seegang gegen die Wellen wird es nass. Das breite und platte Bug kann nicht gut in die Welle schneiden – stattdessen jedes Mal: platsch und Dusche. Bei 6 Windstärken müssen Skipper und Boot 2 Stunden gegen Wind und Welle motoren – Dauerduschen quasi. Kommt davon, wenn man es eilig hat …
Mit Klüver segeln
Der Klüver ist ein Schwachwindsegel, das bei raumem Wind vor der Fock gesetzt werden kann. Beigedreht lässt sich auch der Klüver einhand gut setzen – in Luv der Fock, damit er nicht ins Wasser und unter das Boot gerät. Die Zeeschouw liegt sehr gut bei, die Pinne muss nicht in Lee festgebunden werden.
Watt-Impressionen
Auch wenn eine Zeeschouw nicht das perfekte Segelboot ist – das Trockenfallen ist schön! Statt im überfüllten Hafen zu liegen, Wasser, Watt und Ruhe und nur eine kleine Wattwanderung, um an Land zu kommen. Besser ist es allerdings, mit alten Latschen an Land zu waten, um die Füße gegen versteckte scharfe Muscheln zu schützen.
Hält der Anker?
Besonders schön: Auch bei sehr windigem Wetter lässt sich wunderbar im Watt liegen und zum Beispiel das Wolkenspiel am Himmel beobachten. Allerdings kommt das Wasser irgendwann ja zurück und dann wird es ungemütlich. Weer en Wind ist mit einem Aluminuim-Anker von Fortress (3,2 kg) und einer 20 Meter langen Ankerleine, die auf den ersten fünf Metern Blei enthält, ausgerüstet. Zum Vergleich: Auf Blue Peach (die 30 % des Gewichts von Weer en Wind hat) gibt es einen 5 kg schweren Anker, dazu 15 Meter Kette und 20 Meter Ankerleine …
Es zeigte sich, dass das leichte Ankergeschirr bei 5-6 Beaufort im Watt nicht mehr hielt. Nach dem Aufschwimmen wanderte Weer en Wind in Richtung einer Muschelbank. Der Unterschied zwischen Ankern und Festliegen bei 5-6 Beaufort: die einen baden, der andere fühlt sich noch nicht so wohl.